Meta baut Gigafabriken für KI-Superintelligenz
Meta pumpt dreistellige Milliardenbeträge in neue Gigawatt-Rechenzentren und lockt Top-Talente wie Alexandr Wang an. Mit den Clustern Prometheus und Hyperion will Zuckerberg proprietäre KI-Modelle auf Rekord-Skalierung heben – eine riskante Wette auf Leistung, Marktanteile und Ressourcen.

Meta baut gigantische Rechenzentren für KI-Superhirne – Milliardenwette von Mark Zuckerberg
Meta will in den nächsten Jahren hunderte Milliarden Dollar in neue Rechenzentren stecken, um mit eigenen KI-Programmen zur Weltspitze aufzuschließen. Kernprojekte sind die Anlagen Prometheus (ab 2026) und Hyperion, die zusammen so viel Strom verschlingen könnten wie ein kleiner US-Bundesstaat. Zugleich holt Mark Zuckerberg junge Spitzenkräfte wie Scale-AI-Mitgründer Alexandr Wang an Bord – und verabschiedet sich damit schrittweise vom bisherigen Open-Source-Ansatz.
Die zentralen Änderungen im Überblick
- Investitionsrekord: 2025 fließen bis zu 72 Mrd. Dollar in Neubauten und Hochleistungsrechner; langfristig spricht Meta von „hunderten Milliarden“.
- Riesige Standorte: Prometheus bei Columbus (≈ 1 GW Strombedarf) und Hyperion in Louisiana (bis 5 GW) würden zusammen eine Fläche in Manhattan-Größe belegen.
- Neuer KI-Chef: Alexandr Wang leitet die Sparte Superintelligence Labs und steuert Meta von offenen Llama-Modellen hin zu geschützten Systemen.
- Prominente Abwerbungen: Hochbezahlte Expert*innen von Apple und GitHub wechseln zu Meta; zudem erwirbt der Konzern 49 % an Scale AI.
- Umwelt- und Regulierungsdruck: Behörden prüfen Strom-, Wasser- und CO₂-Auflagen, weil der Energiehunger beispiellos ist.
Detaillierte Analyse / Einordnung
Ein radikaler Strategiewechsel – vom Teilen zum Abschotten
Während Meta bislang viel guten Willen mit frei verfügbaren KI-Bausteinen wie Llama gesammelt hat, soll das künftige Vorzeigemodell Behemoth ausschließlich dem eigenen Ökosystem dienen. Aus Sicht des Managements ist Offenheit zwar gut fürs Image, lohnt sich aber kaum finanziell. Ein geschlossenes Modell dagegen ließe sich in Metas Kerngeschäft – personalisierte Werbung, Messenger-Bots, AR-Brillen – direkt zu Geld machen. Interne Präsentationen zeigen, wie eine nur um ein Prozent verbesserte Anzeigentreffsicherheit jährlich bis zu drei Milliarden Dollar Zusatzumsatz einspielen könnte. Die neue Unterorganisation Superintelligence Labs erhält dafür weitreichende Freiheiten, erinnert an die „Skunk Works“ in der Flugzeugentwicklung und lockt Talente mit Aktienpaketen, wie sie sonst nur Start-ups bieten. Für die Entwicklergemeinde bedeutet das allerdings: weniger Einblick, weniger Mitgestaltungschance – ein deutlicher Bruch mit Metas „Open-Source-Narrativ“.
Rechenleistung in Kraftwerksdimensionen – warum ein Gigawatt erst der Anfang ist
Ein Gigawatt entspricht der elektrischen Leistung eines großen Atomkraftwerks. Prometheus soll davon eins benötigen, Hyperion im Endausbau sogar fünf. Hinter diesen Zahlen steckt nicht nur der Energieverbrauch der Server selbst, sondern vor allem die Kühlung der dicht gepackten Chips. Weil öffentliche Stromnetze Spitzenlasten dieser Größenordnung oft nicht garantieren können, plant Meta eigene Gaskraftwerke als Puffer – ein Schritt, der Kosten senkt, aber die Klimabilanz verschlechtert. Parallel sichert sich der Konzern langfristige Verträge über Hochspannungsleitungen und Reserven im Stromhandel, was in Ohio und Louisiana bereits zu höheren Netzgebühren führt. Kritiker fürchten, dass Haushalte und lokale Betriebe die Zeche zahlen, während Meta seine Gewinne in Kalifornien versteuert.
Kostenexplosion heute, Ertragsversprechen morgen – ein Balanceakt für Investoren
Die Börse feierte die Ankündigung zunächst mit einem leichten Kursplus, doch Analysten warnen: Eine Capex-Quote von fast 40 Prozent des Umsatzes – so viel plant Meta 2025 – hat das Unternehmen seit dem Börsengang 2012 nicht mehr gesehen. Die Dividende wird darunter leiden, und steigende Zinsen verteuern die Finanzierung zusätzlich. Befürworter argumentieren, dass nur ein solcher Vorstoß die Lücke zu OpenAI und Google schließen kann. Sie verweisen auf die Geschichte von Amazon Web Services: Auch dort dauerte es Jahre, bis die Verluste in stattliche Gewinne umschlugen. Skeptiker erinnern dagegen an frühere Großwetten der Tech-Branche, die nie profitabel wurden – von Googles Glasfasernetzen bis zu Teslas Solarziegeln. Entscheidend wird sein, ob Meta seine neuen KI-Dienste rasch in Produkte verwandeln kann, für die Nutzer*innen und Unternehmen tatsächlich bezahlen.
Öko-Bilanz und soziale Akzeptanz – der Konflikt um Wasser, CO₂ und Gemeinwohl
Fünf Gigawatt Dauerlast bedeuten nicht nur hohe Energiekosten, sondern auch enorme Mengen Wasser für Verdunstungskühlung. In Louisiana sind Grundwasserleiter bereits angespannt, sodass Farmer*innen und Gemeinden konkurrierende Ansprüche anmelden. Umweltverbände wie der Sierra Club drohen mit Klagen und fordern CO₂-Abgaben für Gasturbinen, die lokalen Netzen vorgelagert werden. Meta verspricht, bis 2030 netto null Emissionen zu erreichen, indem es Solar- und Windparks finanziert und Zertifikate kauft. Doch Fachleute verweisen auf das „Timing-Problem“: Zertifikate kompensieren erst Jahre später, während Rechenzentren sofort laufen. Kommt dazu eine politische Kehrtwende – etwa strengere US-Klimagesetze oder Chip-Exportkontrollen gegen China –, könnte ein Großteil von Metas Milliarden in Anlagen gebunden sein, die sich nicht mehr voll auslasten lassen.
Fazit
Meta zündet die größte Investitionsoffensive seiner Geschichte, um mit eigenen Super-KI-Systemen unabhängiger von Fremdanbietern zu werden. Gelingen kann das Vorhaben erst, wenn Technik, Finanzen und Umweltauflagen im Gleichschritt marschieren. Der Wettlauf um künstliche Superintelligenz wird damit zur Bewährungsprobe für Metas Technikvision – und für die Stromnetze, die sie antreiben müssen.*